lebenswert. Familientaugliche Wohnungen statt Einfamilienhäuser wessobrunner kreis e.V .

V O R W O R T Der Wessobrunner Kreis. Seite 4 E I N F Ü H R U N G Seite 10 Familientaugliche Wohnungen statt Einfamilienhäuser P R O J E K T E Flächenfraß durch Einfamilienhäuser Gottfried Herz Seite 17 Alternative Wohnform zum Doppelhaus Mathias Rathke Seite 69 Familientaugliche Wohnungen statt Einfamilienhäuser! Dietfried Gruber Seite 33 Ohne Grund. Überbauung von Gragenhöfen Roger Mandl Seite 77 Zusammenleben im ländlichen Raum Fabian Wagner Seite 39 Aspekte energetischer Nachhaltigkeit Gudrun Krestel Seite 85 Einfamilienhaus+ Sunder-Plassmann Architekten Seite 65 Nebenräume für jede Wohnung in Mehrfamilienhäusern Franz Kargl Seite 91 I M P R E S S U M Seite 94

Der Wessobrunner Kreis e.V. ist ein Forum für alle, die an Archi- tektur interessiert sind. Er hat sich zur Aufgabe gemacht, eine ebenso zeitgemäße wie zukunftsorientierte Stadt- und Umwelt- planung und eine qualitätsvolle Architektur zu fördern. Sein Ziel ist, die allgemeine Baukultur weiterzuentwickeln. Weil es um unsere Identität und unser Leben geht. Nur Architek- tur kann die Ordnung unseres Lebensraumes schaffen, d.h. der Wessobrunner Kreis befasst sich mit allen Fragen der Architektur, des Städtebaus und der Landschaftsplanung. Das geschieht mit Vorträgen, Ausstellungen, Diskussionen, Exkursionen und Öffent- lichkeitsarbeit in allen Medien, in Gesprächen mit Städten und Gemeinden, Wirtschaftsverbänden und den Trägern öffentlicher Belange, um bewusst zu machen, dass Baukultur zu den Grund- lagen einer Gesellschaft gehört, ohne die sie nicht lebensfähig ist. Durch den vorliegenden Beitrag möchten wir in der aktuellen Dis- kussion um Wohnraum dazu beitragen, dass man gerade in Zeiten der Hochkonjunktur im Bau die Baukultur nicht aus den Augen verliert. Die gebaute Wirklichkeit bestimmt noch über Jahrzehnte unsere Orte. Nachverdichtung und Veränderungen im ländlichen Raum an den Rändern der Großstädte sollen zu einem positiven Zusammenleben der Menschen führen. Die Voraussetzung für eine Baukultur ist die Bejahung und Aner- kennung sorgfältiger Planung in der Öffentlichkeit. Sie wird von Architekten durch zwei Prozesse geleistet: durch die Imagination und die Verwandlung des Programms in Raum und Körper als sinnlich wahrnehmbare Gestalt. Nur was sinnlich ist, macht Sinn. Ihre geistige Vorwegnahme ist gebunden an die Konstruktion, die Entwicklung einer zweckentsprechenden Bauweise unter Aus- wahl der zur Verfügung stehenden Baustoffe und ihrer Anwen- dung auf der Grundlage der Naturgesetze. Die Durchdringung von Konstruktion und Imagination in der Planung stellt die schöpferi- sche Leistung des Architekten dar. Aus diesem Grund wurde Wessobrunn als symbolischer Ort der Rückbesinnung auf ein geistig-kulturelles Erbe gewählt. Zugleich liegt Wessobrunn in der Mitte der Landkreise Garmisch-Parten- kirchen, Weilheim-Schongau, Bad Tölz, Fürstenfeldbruck, Starn- berg und Landsberg, aus denen die Mitglieder kommen. Der Wessobrunner Kreis dankt dem FONDS für Nachhaltigkeits- kultur und dem Rat für NACHHALTIGE Entwicklung für die Un- terstützung und großzügige Förderung dieses Projektes. Ein persönlicher Dank gilt unserem Mitglied Dietfried Gruber, der das Projekt initiierte und dessen Ausdauer das Gelingen sicher- stellte. Benedikt Sunder-Plassmann 1. Vorsitzender Die Autoren verwenden für einen besseren Lesefluss das generische Maskulinum, dieses schließt die weibliche und diverse Bezeichnung mit ein und wird lediglich der besseren Lesbarkeit halber verwendet. 5

5 Verkehr 8 Raumplanung Die Priorität des privaten Autoverkehrs muss in Wohngebieten und zwischen den Subzentren aufgehoben werden. Das Radwe- genetz ist auszubauen. Pedelecs und E-Bikes werden das Auto als Fortbewegungsmittel für den Quell- und Zielverkehr im Bewe- gungsraum von bis zu 50 km ersetzen. Die Anzahl der PKW Stell- plätze sollte trotz Verdichtung nicht erhöht werden. Parkplätze und Anlieferungswege zu den Gebäuden können in Siedlungen auch unter den öffentlichen Straßen und Wegen gebaut werden. Sie sollten möglichst viele seitlich offene Wände besitzen, um ihre Akzeptanz zu erhöhen. Damit werden die Straßen zu Fußgänger- und Radfahrerzonen. 6 Bauwirtschaft Die Bauindustrie soll das Konzept der variablen Grundrisse oder nutzungsneutralen Räume aufnehmen und entwickeln, das Bau- recht muss sie fordern. So können Häuser sich später den Verän- derungen im Leben anpassen und müssen nicht abgerissen wer- den. Erhalt von Bausubstanz spart den Ausstoß von CO2. In Deutschland muss eine länderübergreifende Raumplanung eta- bliert werden, um die Konzentration auf die Großstädte zu vermei- den und damit Ballungszentren entflochten werden können. 9 Flächen sparen Die Bauland-Statistik ist zu einseitig auf die Unterscheidung von Flächen für Natur, Landwirtschaft, Bauland und Verkehrswege ausgerichtet. Damit ein Bewusstsein für ein Flächensparen im Bauwesen entstehen kann, müssen die bisher unter Bau- und Ver- kehrsflächen registrierten Daten differenziert werden in: Bebau- te Flächen (GR+ Abstandsflächen), Private Grünflächen (Gärten, Wasserflächen), öffentliche Grünflächen (Parks und Friedhöfe, Flüsse, Seen), Verkehrsflächen (nur die versiegelten) und Straßen- begleit-Grünflächen. Als Baugrundstück sollte nur definiert wer- den, was die notwendige bebaute Fläche und die Abstandsflächen erfordern. Der Rest sind private Grünflächen. Die Nutzungsziffer der Grundflächenzahl (GRZ) muss an einem Höchstmaß orientiert werden, sie muss dazu auf die tatsächlich für den Bau erforder- lichen Grundstücksflächen bezogen werden, ohne die Gartenflä- chen. Zufahrten sollten nur angerechnet werden, wenn sie einen zu hohen Flächenanteil beanspruchen. Die Höchstgrenzen für die Bebauungsdichte in der Baunutzungsverordnung (BauNVO) müs- sen somit auf einer neuen Logik aufgebaut werden. 7 Grünraum 10 Gemeindefinanzierung Dach- und Fassadenflächen müssen intensiv begrünt werden und damit als ökologisch wertvolle Flächen als Ausgleich für den Ver- lust bzw. die Versiegelung durch die bebauten Flächen anerkannt werden. Für die vermehrte Begrünung von Dächern müssen mehr Flachdächer oder flache Pultdächer zugelassen werden. Es sollte gesetzlich geregelt werden, dass private Grünflächen, Parks, Fried- höfe und straßenbegleitende Grünflächen nach Maßgaben für ei- nen ökologischen Mehrwert zu gestalten und zu pflegen sind. Die Finanzierung der Gemeinde erfolgt zum größten Teil über die Gewerbesteuer und führt damit zur Ausweisung von immer neuen Gewerbegebieten, der Verarmung der Ortszentren und der Zersiedelung der Landschaft. Als Gegenmaßnahme sollte ein neu- er Schlüssel zur Verteilung der Gewerbesteuer und der Finanzie- rung der Gemeindeausgaben gefunden werden. 7

Was wir wollen Mit den folgenden Beiträgen wollen wir Lösungen vorschla- gen, mit denen der Baulandbedarf pro familientauglicher Wohnung erheblich reduziert werden kann, sowohl bezüg- lich der Innnentwicklung, als auch der Neuausweisungen. Es muss eine neue Perspektive für Wohnkonzepte von Fami- lien und andere Lebensdgemeinschaften entwickelt werden. Aufgrund der rasanten Entwicklung auf dem Grundstücksmarkt kann das Einfamilienhaus mit Garten nicht mehr als die optimale Wohnform betrachtet werden. Sie ist künftig weder ökonomisch noch ökologisch zu verantworten. Zwischen der 4-Zimmer-Woh- nung und dem Einfamilienhaus klafft auf dem Markt eine Lücke, die wir mit unserem Konzept schließen wollen. Insbesondere in der Nähe der Ballungsräume müssen angesichts des immensen Siedlungsdrucks immer neue Baugebiete erschlos- sen werden. Der angestammten regionalen Bevölkerung bezahl- baren Wohnraum zur Verfügung zu stellen wird gleichzeitig im- mer schwieriger. Wir entwickeln neue Entscheidungsgrundlagen und Konzepte für das Wohnen in Mehrfamilienhäusern, die weitgehend die Wohn- qualität des Einfamilienhauses bieten und manches darüber hin- aus. In herkömmlichen „familiengerechten“ Wohnungen fehlt es im Vergleich zum Einfamilienhaus meist an variabel nutzbaren Räumen. Über den eigentlichen Bedarf hinaus sollen Flächen für besondere Nutzungen bereit stehen: · Freiraum (Terrasse, Grünfläche) · Räume für Gäste · Räume für das Homeoffice · Räume für Hobbys · Räume für Hauswirtschaft · Räume für private und gemeinschaftliche Veranstaltungen · Voraussetzungen für Gemeinschaftsaspekte Weiter fehlt es an einer sinnvollen Durchmischung der Wohnungs- größen. Unterschiedliche Lebensabschnitte und Lebensgemein- schaften führen zu unterschiedlichen Bedürfnissen hinsichtlich der Wohnungsgrößen. Wir denken diese flexibel: Entsprechend der Lebensphase könnten die Bewohner in derselben Anlage zwi- schen größeren und kleineren Einheiten wechseln. Auch Fragen des Eigentums müssen neu in den Blick genommen werden. Selbst für vermögende Wohnungssuchende ist es teilweise aus- sichtslos, die gewünschte Wohnqualität zu finden und zu finan- zieren. Das Einfamilienhaus ist von seinem Flächenverbrauch her ebenso wie finanziell in den meisten Fällen zu extensiv geworden. Mit Blick auf diese Probleme machen wir in dieser Veröffentli- chung Vorschläge, die das freistehende Einfamilienhaus als al- leinige Zielvorstellung ablösen sollen und stattdessen familienat- traktive Alternativen vorstellen. Unsere Zielgruppe Warum befassen wir uns mit jenem Teil der Bevölkerung, der nach dem Einfamilienhaus strebt? Der Wirkungskreis der Autoren ist die südwestliche Region Münchens, das Hügelland mit Flüssen und Seen. Der Lebensstandard ist hoch und anspruchsvoll; selbst in abgelegenen bäuerlichen Dörfern führt der von München aus- gehende Siedlungsdruck zur Forderung nach mehr Bauland. Der mehrgeschossige Wohnungsbau ist hier bisher die Ausnahme ge- genüber den Einfamilienhäusern in Form von Einzel- und Doppel- häusern. Die allgemeine Sorge gilt dem Erhalt der freien Landschaft. Bisher haben Gemeinden, vor allem solche im „Speckgürtel“ der Metropolen, auf die stetig steigende Nachfrage nach Grundstü- cken für Einfamilienhäuser mit der Ausweisung z.T. weit ausgrei- fender Neubaugebiete mit lockerer Bebauung reagiert: Ortsränder fressen sich immer weiter in die Landschaft hinein. Dabei muss auch einheimischen jungen Normalverdienern Wohnraum zur Verfügung gestellt werden. Unsere Konzepte für mehrgeschossigen Wohnungsbau mit fami- lientauglichen Wohnungen von hoher Qualität können Familien helfen, in ihren Städten, oder an deren Peripherie zu bleiben, an- statt aufs Land zu ziehen; Flächen werden gespart, der Pendelver- kehr kann reduziert werden. Wir befassen uns vorrangig mit den Landregionen. Unsere Vor- schläge sind aber auch für Städte hilfreich: wie unsere Zielgrup- pe, die Pendlerfamilien, so wechseln auch unsere Ideen ständig zwischen Stadt und Land. Die notwendige Innovation Auf dem Wohnungs- und Häusermarkt Deutschlands hat sich ein sehr eingeschränkter Katalog etabliert: vom 1-Zimmer-Apartment bis zur 4-Zimmer Wohnung, vom freistehenden Einfamilienhaus bis zum Reihenhaus. Dabei haben wir auch in Deutschland in der Zeit der Nachkriegsmoderne bis in die 70er-Jahre Konzepte des verdichteten Wohnungs- bzw. Siedlungsbaus realisiert. Allein der Verweis darauf gilt manchen heute als Zumutung. Für diese Projekte wurden damals Bauträger tätig, deren Ruf mit- unter nicht der beste war. Vielfach stand Gewinnmaximierung im Vordergrund auf Kosten der Qualität in Planung und Bausubstanz. Auch neue Konzepte sind entweder auf einen Bauträger oder auf organisierte Baugruppen angewiesen. Unter den professionellen Bauherren sind heute zunehmend auch solche mit sozialer Ver- antwortung anzutreffen, die ihre Aufgabe als Dienst an den Men- schen verstehen. Dass dabei Kostendeckung und ein angemesse- ner Gewinn kalkuliert werden müssen, ist selbstverständlich. Solchen Investoren, aber auch Städten und Gemeinden will der Wessobrunner Kreis mit seinen Beiträgen neue Wege für den Wohnungsbau aufzeigen. Dennoch müssen wir zugestehen: radikal neue Konzepte sind im Wohnungswesen kaum denkbar. Schon in der Antike gab es ef- fiziente Stadtstrukturen. Eine vergleichbar intensive städtische Raumnutzung können wir uns heute nicht mehr vorstellen. Eine solche für die heutige Zeit zu übernehmen, darf deshalb als innova- tiver Schritt angesehen werden. Auch in der Nachkriegsmoderne hat man Gebäudetypen, wie Terrassenhäuser, Atriumsiedlungen und andere Formen des verdichteten Wohnungsbaus entwickelt, die aber später zugunsten freistehender Einfamilienhäuser, Dop- pel- und Reihenhäuser in Vergessenheit geraten sind. Sie wurden in anderen Ländern weiter angewandt und perfektioniert, wie z.B. in der Schweiz, wo mit der Fläche zwischen den Bergen immer schon gehaushaltet werden musste. 9

Das Einfamilienhaus – Traum oder Albtraum? Fotos Leonard Mandl „Verunstaltung“ statt „Verbrauch“ In der Öffentlichkeit wird die Kritik an zu großem Landschafts- verbrauch ausschließlich mit Verweis auf den Flächenbedarf geäußert, also quantitativ. Es heißt, mit 12,7% der Gesamtfläche Deutschlands für Siedlungsbau, Gewerbe, Industrie und Verkehr- serschließung sei eine Grenze erreicht. „Landschaftsverbrauch“? Was kann das heißen? Können wir wirk- lich unsere Landschaft „verbrauchen“? Oder benutzen wir nur ein anderes Wort für „verunstalten“? Seit der neolithischen Revolution, der Zeit als die Landwirtschaft erfunden wurde, verändert der Mensch das Land und greift in die Natur ein. Und besonders seit dem vergangenen Jahrhundert, in dem die Landwirtschaft industrielle Züge angenommen hat, müs- sen wir von einer Verringerung von Naturlandschaft sprechen. Sogar von den ursprünglichen Wiesen, die in der Mitte des 20. Jahrhunderts noch eine hohe Artenvielfalt aufwiesen, ist heute meist nur noch eine Futtergras-Steppe übrig, die im Dienst einer hypertrophen Tierhaltung ständig überdüngt wird. Im allgemei- nen Sprachgebrauch werden diese Nutzflächen trotzdem dem Na- turraum zugerechnet. Die Ursachen der Flächenausbreitung Bei der Baulandproblematik handelt es sich im Kern um etwas anderes: Wir haben die Umwandlung von bisher landwirtschaftli- chen Flächen zu Bauland in den vergangenen Jahrzehnten durch die eindeutig bevorzugte „offene Bebauung“ mit Einzelhäusern, betrieben. Dabei zeigt sich ein eklatanter Mangel an Gestal- tungskultur. Dass unsere Gesellschaft nicht mehr in der Lage ist, Siedlungsformen hervorzubringen, wie sie mit ihrer Geschlos- senheit und Dichte seit Jahrhunderten selbstverständlich waren, ist schwer nachvollziehbar. Ein Faktor bei dieser Verarmung ist die Vorstellung und die Folge von der autogerechten Stadt. Hin- zu kommt eine zunehmende Individualisierung beim Planen und Bauen: jeder einzelne Bauherr will vor allem frei entscheiden können, will am liebsten alleine handeln, will weniger die Bedin- gungen seiner Umgebung und seiner Mitmenschen als Maßstab respektieren. Es ist ambivalent: Auf Urlaubsreisen erfreuen wir uns an der Schönheit alter Städte und Dörfer, weil sie öffentli- che Räume mit hoher Aufenthaltsqualität bieten; dabei ist die ei- gentliche Architektur meist schlicht, nur alltagstauglich, aber Teil eines Ensembles. Orte, die nach modernen Vorstellungen gebaut sind, verlocken uns nicht zu einem genussorientierten Besuch. Ist daran denn nichts zu ändern? Das Land zu bebauen ist nicht der Fehler Der Bedarf an Wohnungen in den Ballungsgebieten ist enorm gestiegen. Soweit die Potentiale bestehender Baugebiete und von Nachverdichtungen ausgeschöpft sind, ist eine Neuausweisung unumgänglich, sie ist auch die Grundannahme für unsere weite- ren Vorschläge. Auch der Bau der alten Städte und Dörfer bedeutete „Landver- brauch“. Entstanden sind baukulturelle Werte, die heute niemand missen möchte. Der Fehler ist nicht, das Land zu bebauen, viel- mehr scheinen wir heute nicht in der Lage zu sein, eine gleich- wertige städtebauliche und architektonische Qualität mit zeitge- mäßen Mitteln umzusetzen, wie wir sie aus der Vergangenheit vorfinden. Wir brauchen neue Konzepte für flächensparendes Bauen, verbunden mit dem ernsten Bemühen, auch in der Wohn- architektur wieder bleibende kulturelle Werte zu schaffen; dann könnte man sogar von kultureller Nachhaltigkeit sprechen. Mit unserer Studie wollen wir das quantitative Potential der Flä- cheneinsparung belegen, aber auch die Möglichkeit städtebauli- cher, sozialer, und wirtschaftlicher Qualitäten neuer Konzepte für „familientaugliches Bauen von Wohnungen“ aufzeigen. 11

Effizienzhaus Plus-EFH-Siedlung in Hügelshart bei Augsburg. Foto: Eckhart Matthäus für asset gmbh bisheriger Regelung), da die doppelte Bausubstanz verwirklicht wird; der Kommune kommt außerdem zugute, dass sie auf dersel- ben Grundstücksfläche (beim selben „Grundstücksverbrauch“) die doppelte Zahl an steuerzahlenden Neubürgern gewinnt. Nimmt sich eine Baugemeinschaft des Projektes an, so würde die Gemein- de um eine kooperative Gruppe aus meist jungen Familien beste- hend bereichert: ein sozialer Gewinn für die Ortsgemeinschaft. Eine weitere Möglichkeit: Die bewährten Verfahren bei Einheimi- schen-Modellen stehen weiterhin zur Verfügung. Bisher haben Gemeinden solche Grundstücke nur an langjährige Einwohner der Gemeinde vergeben. Dies ist aber nicht zwingend vorgeschrie- ben. Eine Gemeinde kann damit auch das Bevölkerungswachstum fördern, wie es in vielen Gegenden Deutschlands erforderlich ist. Der Markt kann nicht alles regeln an einer bestimmten Stelle, einer Stadt oder Gemeinde geplant und gebaut wird, wird in den meisten Fällen den Bauwilligen überlassen: Privatpersonen, Bauträgergesellschaften oder ande- ren Unternehmen. Vom Zufall abhängende Marktmechanismen entscheiden darüber, welche Entwicklungen auf dem Gebiet einer Gemeinde vorangetrieben werden. Oft hängt die städtebauliche Entwicklung vom Wunsch eines einzelnen Grundeigentümers ab. Die Planungshoheit der Gemeinden ist ein hohes Gut der Demokratie. In der Regel, auch aufgrund der selten fachlich besetzten Gemeinderäte, werden ihre Beschlüsse aber von pauschalen Vorstellungen beherrscht: man orientiert sich am Gewohnten. Entscheidungsgrundlage ist das, was schon immer so war. Solches Vorgehen führt zuweilen zu brauchbaren Er- gebnissen. Wenn es aber, wie jetzt, darum geht, dass das Versa- gen des „Marktes“ eingestanden werden muss und Innovation nötig ist, dann steht man mit leeren Händen da. Mehrheitlich wird die Meinung vertreten, die Kräfte des Marktes würden alles für ihre gute Entwicklung von alleine hervorbringen. Die in wenigen Jahren eingetretene enorme Wohnungsnot macht aber deutlich, dass es weiterer Anstöße zu Innovationen bedarf, die allein von Angebot und Nachfrage nicht hervorgebracht wer- den können. Ein Bauleitplanungs-Verfahren ist nötig, wenn ein neues Baugebiet ausgewiesen werden soll; ein vielschichtiges, langwieriges Verfahren, bei dem das Wichtigste häufig dem Zufall überlassen bleibt, nämlich die Entscheidung zu den Inhalten der Planung. Was soll überhaupt gebaut werden, was wird gebraucht? Bei städtebaulichen Wettbewerben, die für umfangreichere Vorha- ben ausgeschrieben werden, sind Planungsinhalte als Ziele vor- gegeben. Wie kommt es aber zu diesen? Welches Bauprogramm Was getan werden muss – Wohnungen mit Einfamilienhausqualität entwickeln Folglich muss eine Lösung für beide Engpässe gefunden werden: Auf bebaubaren Grundstücken muss mehr Wohnfläche geschaf- fen werden. Gleichzeitig müssen die permanenten Preissteigerun- gen gestoppt werden. Wohnungswirtschaft, Gemeinden, Geneh- migungsbehörden und Architekten müssen neue Lösungen für einen verdichteten Wohnungsbau schaffen. Da die Idealvorstellung weiterhin mit dem Einfamilienhaus be- setzt ist, kann das Angebot an herkömmlichen 4- oder 5-Zim- 13

Mehr als nur zwei Geschosse zulassen Die Dominanz des Autoverkehrs brechen An drei- und viergeschossige Wohngebäude wird man sich auch in Kleinstädten und Dörfern gewöhnen müssen. Dies ist ein wesentli- cher Faktor auf dem Weg zum bezahlbaren Wohnen auf dem Land. Engere Bauweisen Die seit Jahrzehnten gültigen Abstandsflächen müssen reduziert werden. Historische Orte sind durch enge Räume, im Wechsel mit großzügigen Plätzen gekennzeichnet. Ein erster positiver Schritt ist die Einführung der „urbanen Gebiete“ (MU) in der Baunut- zungsverordnung (BauNVO). So sollten zwischen Gebäuden Fuß- gänger-Gassen mit minimal 3 bis 4 m Breite zugelassen werden, auch wenn sich an den Fassaden gegenüberliegende Fenster be- finden. Quer zu den Erschließungsstraßen verlaufende Fußwege erzeugen in einem Baugebiet eine menschenfreundliche Struktur. Beim Bau von terrassierten Gebäuden kommt es wegen der Verset- zung der Geschosse insgesamt zu einer die 16 m überschreitende Gebäudetiefe, obwohl jede Etage für sich genommen weniger als 16 m Bautiefe aufweisen kann. Also muss das z.B. in Bayern gel- tende 16 m-Privileg mit der halben Abstandsfläche wenigstens für terrassierte Gebäude für unbegrenzte Bautiefen gelten und soll- te noch weiter unterschritten werden können. Die Verringerung der Abstandsflächen sollte wenigstens bei den seitlichen Grund- stücksgrenzen erfolgen. Grundflächenzahl hoch ausnützen Eine Änderung der BauNVO aus den 90er Jahren bestimmt, dass die bebaute, bzw. versiegelte Fläche eines Grundstücks als we- sentliches Entscheidungskriterium für die Bebaubarkeit eines Grundstücks gilt. Das Baurecht hat sich mit dem Ziel, die versie- gelten Flächen zugunsten eines durchlässigen Bodens gering zu halten, darauf versteift, die GRZ (Grundflächenzahlen = %-Anteil der überbauten Fläche eines Grundstücks) möglichst niedrig zu halten, mit einer Maximalgrenze von 0,8. Diese Entscheidung war ein wesentlicher Beitrag zur Steigerung des Flächenbedarfs. Die Architektenschaft hatte in der Folge kein Motiv für flächenspa- rende Bauweisen mehr. Nachhaltiges Bauen fordert einen hohen GRZ-Wert. Man sollte sich auch von der Regelung verabschieden, dass erdgeschossige Terrassen der GRZ zugerechnet werden müs- sen. Ob Regenwasser auf Grasnarbe fällt und dort versickert, oder das Wasser einer Terrassenfläche an einem Punkt gefasst zur Ver- sickerung gebracht wird, ist für den Grundwasserhaushalt nicht entscheidend. Die Entwicklung zur „Unwirtlichkeit der Städte“ (Alexander Mit- scherlich) hatte als Hauptursache die Forderung nach der „auto- gerechten Stadt“. Sie kam in den 60er Jahren nicht zuletzt durch amerikanische Vorbilder auf. Die öffentliche Meinung entschied sich schon bald gegen ein städtebauliches Konzept „à la Los Ange- les“. Doch die Planungsgrundsätze haben sich bis zum heutigen Tag weiter in diese Richtung entwickelt. Wohnquartiere der Zu- kunft müssen den Autoverkehr zurückdrängen. Die zunehmende Infragestellung der Mobilität mit fossilen Energiequellen wirkt sich positiv auf städtebauliche Konzeptionen aus. Die Bevorzu- gung von Fahrrad, E-Bike, Carsharing-Modellen und die Entwick- lung von elektrischen Kleinstfahrzeugen kann eine Entlastung bewirken. Das Thema Tiefgaragen, Stellplätze und konsequen- te Erschließung durch den Autoverkehr stellen wir aus diesem Grund bei unseren Betrachtungen hintenan. Wohnen und Arbeiten wieder verbinden Die Beschlüsse des CIAM Kongresses 1933 gelten in der öffentli- chen Meinung als eine der Ursachen für den heutigen mangelhaf- ten Zustand der Städte. Der Originaltext dieser international aner- kannten Regeln sieht allerdings lediglich die strikte Trennung von Wohnen und Arbeiten einerseits und der Industrie andererseits vor. Handwerksbetriebe und wohl auch Geschäfte wurden damals weiterhin als geeignete Bestandteile der Innenstädte aufgefasst. Die Planungspraxis hat aber im Lauf der Zeit dazu geführt, dass wegen des Parkplatzbedarfs Einkaufsviertel und auch nicht stö- rendes Gewerbe abseits von Wohnvierteln zu planen waren. Was wir heute brauchen, ist wieder eine deutliche Vernetzung von Wohnen, Einkaufen und immissionsarmen Arbeitsplätzen bzw. Bürobetrieben. Nur damit können die negativen Auswirkungen der städtebaulichen Ideologie der Funktionstrennung des 20. Jahrhunderts überwunden werden. Die Wohnung stets verändern können Mit einer durchdachten Mischung von familientauglichen Woh- nungen mit kleineren, 2-3-Zimmer-Wohnungen können gesell- schaftliche Veränderungen berücksichtigt werden. Junge Men- schen, die häufig auf Reisen sind, können in solchen Anlagen zuerst kleine Wohnungen beziehen und später, wenn sie Familie planen, in große wechseln. Umgekehrt können sich ältere Paare nach der Familienphase wieder verkleinern. (s. Beiträge Mathias Rathke und Gottfried Herz) Das Höhenbezugssystem Akzeptanz Als Bezugsebene für Höhenangaben von Wänden bzw. Abstands- flächen wird baurechtlich strikt das „ursprüngliche Gelände“ definiert, ungeachtet, dass dieses mit dem Bau gesetzeskonform auch verändert werden darf. Diese Regelung erschwert die Pla- nung von Gebäuden ganz erheblich. Eindeutiger wäre es, eine Erdgeschoss-Höhenlage zu definieren und sich mit allen Höhe- nentwicklungen darauf beziehen zu können. Neuerungen stoßen oft auf Ablehnung, die Gesellschaft verharrt meist im Gewohnten. Wie soll es im Fall unserer Vorschläge an- ders sein? Wir müssen uns klar sein über die Probleme, die im Bereich des Wohnens für die Gesellschaft inzwischen entstanden sind. Jeder Entscheider, ob Politiker, Gemeinderat, Bauträger oder privater Bauherr, ist in der Lage, an den Missständen eine Klei- nigkeit zu verbessern. Statt ein „weiter so, wie immer“, kann sich 15

Flächenfraß durch Einfamilienhäuser Gottfried Herz Dipl. Ing. (FH) Architekt Mitarbeit Josefine Herz Das Einfamilienhaus nimmt ein verschwenderisches Maß an Fläche in unserer Landschaft ein. Die Einbettung der Ökonomie und des Sozialen in die Ökologie geht dabei verloren. Dabei ist der Gedanke eines Lebens im Kollektiv essenziell. Warum stapeln wir nicht die Einfamilienhäuser? 17

Konzeptgedanke: Stapeln von Wohnungen Durch das Stapeln von Wohnungen erreichen wir einen geringe- ren Flächenverbrauch. Dies sollte nicht im herkömmlichen Sinne gemeint sein, wie wir dies etwa im Geschoßwohnungsbau vorfin- den. Vielmehr stapelt sich das individuell designte EFH auf einer Plattform. Die Plattform als Baugrund, ob als Fläche des Sonderei- gentums nach WEG, als Flächen des Gemeinschaftseigentums, ob im Modell einer gemeinnützigen Wohnungsbaugenossenschaft oder im Recht des Erbbaugedankens. Hierbei sollte den „Qualitäten“ wie denen eines EFH und nicht die einer Geschoßwohnung Rechnung getragen werden. Mit dem sub- jektiven Wohlbefinden, den zwischenmenschlichen Beziehungen zwischen den Ebenen, mit der Anerkennung des Nachbarn, sowie einer intakt empfundenen Umwelt im unmittelbaren Umfeld wol- len wir gegenüber dem EFH sogar ein Mehr an Qualität erreichen. Der Nachhaltigkeitsgedanke steht unter anderem durch den mini- malistischen Raumverbrauch im Vordergrund. Wie schaffen wir es, bei geringerem Verbrauch an Fläche, die gesta- pelte Wohnform als Mehrwert zu erkennen, insbesondere zu wollen? Für eine vereinfachte Darstellung werden Abkürzungen für folgende Wörter verwendet: EFH: Einfamilienhaus, DHH: Doppelhaus, SW: Sta- pelwohnungen. Nachfolgend soll untersucht werden, wie im ländlichen Bereich mit dem Stapeln von Einfamilienhäusern dem Flächenverbrauch der freien Landschaft, insbesondere dem Flächenverbrauch von landwirtschaftlich genutzten Flächen, die für den Lebensunter- halt im ländlichen Bereich notwendig sind und der Biodiversität zuträgliche Freiflächen, entgegen gewirkt werden kann. Bei der Stapelung von Wohnungen wird nicht das Grundstück selbst, auf dem es steht, mit gestapelt. Die Koexistenz zwischen Grundstück und Gebäude macht jedoch die Qualität des EFH aus. Mit der Errichtung von Stapelwohnungen sollte deshalb auch fol- gender Rebound-Effekt ausgeschlossen werden: Wir beruhigen unser Gewissen, weniger Naturfläche zu verbrauchen und recht- fertigen gerade aus diesem Grund, weitere Strecken zurück zu le- gen, um Freizeit, Erholung, Gartenbau, etc. in ferneren Regionen zu suchen. Es wäre wünschenswert, wie bei einem EFH, einen Garten um das Stapelhaus zu haben, der sich durch einen sozioökologischen Mehrwert – durch Teilen in der Gemeinschaft ausweist. Bei der Ausweisung von neuen Baugebieten sollten deshalb eben- so Ausgleichsflächen geschaffen werden, die die Qualität eines Gartens, sowie einen ökologischen und qualitativen Mehrwert an Lebensraum schaffen, in dem sie ein Betretungs- und Nutzungs- recht gewähren. Der Mehrwert liegt auch gerade darin, dass durch die Stapelung von Wohnraum eine Naturfläche nicht verbraucht wird. Beispielsweise wird bei fünf gestapelten Wohnungen am Boden, im Vergleich zum EFH, ein vierfacher Flächenmehrwert entstehen, der für Freizeit, Erholung und Gartenbau genutzt werden kann. Bei einer Ausweisung von Bauland sollten diese Ausgleichsflächen zwingend vorgeschrieben werden. Diese Aus- gleichsflächen erweisen sich, was den fatalen Flächenverbrauch betrifft, letztendlich als eine Nichtinanspruchnahme der verblie- benen ökologisch notwendigen Erdoberfläche. Dorf Verdichten durch Stapeln in dörflicher Struktur. Vorstadt Verdichten durch Stapeln im vorstädtischen Bereich. Stadt Nachverdichten und Verbessern der Lebensquali- tät im städtischen Bereich. Stapeln von Mehrwohn- einheiten. 19

Reale CO -Kompensationen schaffen 2 Anstatt eine wachsende Effizienzsteigerung im Energieverbrauch bei der Herstellung einzelner Bauteile eines Gebäudes zu verlan- gen, sollte ein Umdenken im Verständnis der ganzheitlichen Öko- bilanz ab der Planung eines Gebäudes geschehen. Dabei kommt die Frage auf, welche Nutzen und Daseinsberechtigungen private Wohnungsbauten in Zukunft haben sollten und wie sie in Ver- bindung mit ihrer Umwelt agieren. Gebäudekomplexe jeglicher Art könnten durchaus auf längere Sicht positive CO2-Bilanzen ge- nerieren. Wie Forschende der ETH Zürich berechneten, könnte unter den aktuellen klimatischen Bedingungen die Erde mit rund 4,4 Milliarden Hektar Wald bedeckt sein. Das sind 1,6 Milliarden mehr als die derzeit vorhandenen 2,8 Milliarden Hektar. Von diesen 1,6 Milliarden Hektar erfüllen 0,9 Milliarden Hektar das Kriterium, nicht von Menschen genutzt zu werden. Derzeit stünde also ein Gebiet von der Größe der USA für die Aufforstung zur Verfügung. Einst herangewachsen, könnten diese neuen Wäl- der 205 Milliarden Tonnen Kohlenstoff speichern. Das sind etwa zwei Drittel der 300 Milliarden Tonnen Kohlenstoff, die seit der Industriellen Revolution durch den Menschen verursacht in die Atmosphäre gelangten. Im internationalen Vergleich spielt auch Deutschland eine große Rolle. Auf deutschen Boden stehen 3.185 Million Hektar Landfläche zur Renaturierung bereit (ETH Zürich, 2019). Darunter versteht man nicht nur die Aufforstung geeigne- ter Flächen, sondern auch den sensiblen Umgang mit Wiesen und Feuchtland. CO2-effiziente Bebauung Eine normal bis intensiv genutzte Grünlandfläche bindet ca. 24 t CO2 pro Hektar pro Jahr. (Schweiger, 2004) CO2 Absorbtionsrate am Beispiel eines 500m2 großen Baulandes Dies entspricht circa 1,2 t pro Jahr CO2 Bindung bei einer Wiesen- fläche von 500 m2. Eine circa 20cm tiefe Begrünung der Fassade bindet ca. 2,3 kg/m2 an CO2 pro Jahr. Das entspricht circa 23 t pro ha pro Jahr an CO2 des Grünlandes. (Dettmar, 2016) Ein ha Wald speichert in der Regel über alle Altersklassen hinweg circa 13 t CO2 pro Hektar pro Jahr. (Stiftung Unternehmen Wald, 2019) Bei üblicher Bebauung von 500 m2 Grundstücksfläche verbleiben 50% an Grünfläche. Das entspricht etwa 0,6 t CO2 Bindung pro Jahr. Eine zusätzliche 50% Begrünung der Fassade mit Rankengewächsen ergibt ca. 1,29 t pro Jahr CO2 Bindung. So kann nach mehreren Jahren ein ökologischer Ausgleich gegenüber der Wiese erzielt werden. Mit zusätzlich 50% Baumbepflan- zung kann eine CO2-Absorbtions- rate von ca. 1,62 t pro Jahr erreicht werden. Dies ergibt einen ökologischen Mehrwert gegen- über der Wiese trotz Bebauung. 1,2 t CO2 Absorbtion 0,6 t CO2 Absorbtion 1,29 t CO2 Absorbtion 1,62 t CO2 Absorbtion 21

SW-70 Die SW-70 Wohnung mit ca. 70 m2 kann von 1-Zimmer auf eine kleine 4-Zimmerwohnung erweitert werden. Dabei ist diese Woh- nung so flexibel, dass daraus zwei getrennte Wohneinheiten mit je einem separaten Eingang entstehen können. Auch wenn die Familie pro Kopf wächst, wächst deshalb nicht das Außenmaß der Wohnung bzw. das EFH auf der Plattform. Das Gebäude dreht sich um den eigenen Mittelpunkt. Dabei wird keine Himmelsrichtung außer Acht gelassen, weder vom Weg noch von den Ausblicken der nahezu rundum verglasten Wohnungen. Die Qualität eines Raumes, einer Wohnung liegt nicht allein an der Fläche, sondern überwiegend an der intensiven Nutzbarkeit, am Bewohner, am Schall- und Wärmeschutz, an Rückzugsorten und an Gemein- schaftsorten, am Wechselspiel von Privatsphäre wie der Bezie- hung von Schlafräumen zu Gemeinschaftsräumen wie Essraum, Küche, Wohnen. SW70_Wohnung I SW70_Wohnung I SW70_Wohnung II SW70_Wohnung III Schnittdarstellung SW-70 23

SW-350 Die SW-350 umfasst ca. 350 m2 Wohnfläche. Bei diesen SW-350 Wohnungen wird das Gebäude sowohl über eine außen liegen- de Rampe als auch über ein inneres Treppenhaus, Kern des Ge- bäudes begangen. Im Mittelpunkt steht der Versorgungsschacht mit Aufzug, um den sich jede Etage in einer Vierteldrehung windet. Bei dieser ca. 22 m x 22 m großen Plattform sind zwei Wohneinheiten derart angeordnet, dass jede Einheit alle Him- melsrichtungen erleben kann. Jede Einheit kann sich wieder in sich teilen, so dass jede Plattform zu bis zu vier Wohneinheiten wachsen kann. Innen- und Außenbereich gehören bei einem EFH als Einheit zusammen. Jeder Wohneinheit wird ein Platz zuge- wiesen, als Terrasse, als Kleingartenfläche oder als Begegnungs- platz. Durch die Vierteldrehung pro Etage sind die Plätze wechsel- weise verteilt. Der sich windende Weg der Rampe endet immer an einem Begegnungsplatz, zum Schluss entweder auf der Dachter- rasse oder am Erdgeschoss mit den Gemeinschaftseinrichtungen. Das nachbarschaftliche Miteinander wird durch Begegnungen und soziale Kontakte auf den Vorplätzen gestärkt. SW-350_ Zweifach Einheit SW-350_ Vierfach Einheit 25

Ein Baum, ein Haus Die Grundidee lautet: Eigenheime, so hoch gestapelt, wie ein aus- gewachsener Baum. Die Baumgrenze könnte zukünftig als Maß der Höhenentwicklung gelten. In Mitteleuropa erreichen Bäume im Durchschnitt 30 m. Bei einer Geschosshöhe von ca. drei bis vier Metern könnten bis zu fünf Eigenheime gestapelt werden, ohne die Baumobergrenze zu überragen. Wäre da nicht das „Ein- fügungsgebot“ (§34 BauGB ) in heutiger Zeit. Erlebniswelt Fassade Eine ca. 20 cm tiefe Begrünung der Fassade bindet ca. 2,3 kg/m2 Kohlendioxid pro Jahr. Doch nicht nur die Bindung von CO2 be- gründet den hohen Wert einer begrünten Fassade, sondern auch: Verbesserung des Mikroklimas durch Staubbindung Senkung der Temperatur in unmittelbarer Umgebung Erhöhung der Luftfeuchtigkeit durch Verdunstung über die Blätter Sommerlicher Wärmeschutz und Wärmedämmung Biotop für Insekten und Vögel Schutz vor Lärm Schutz vor direkter UV-Einstrahlung Möglichkeit einer alternativen Agrarproduktion Ästhetische Aufwertung Schaffung von Wohlgefühl „Ein Weltaufforstungsprogramm kann nur gelingen, wenn die heimische Bevölkerung die gigantischen Pflanzaktionen unterstützt und realisiert." Franz Josef Radermacher 27

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Zwischenmenschlichkeit Raummehrfachnutzung Die Gebäude werden so nebeneinander angeordnet, dass daraus ein Netzwerk entsteht. Subjektives Wohlbefinden ist an Faktoren geknüpft, wie zwischenmenschliche Beziehungen. In den vorge- stellten Wohnkonzepten ist allen Typen die Erschließung über eine Treppe bzw. Rampe eigen, die bis zur Dachterrasse führt. Als Gegenteil zu einem Treppenhaus übereinander, fortlaufend ange- ordnet, gleichfalls wie ein Weg, hin zur Wohnung, hin zu einem Platz, hin zur öffentlichen Gemeinschaftszone. Die somit entstehenden Flächen geben Raum für Gemeinschaft, eröffnen Möglichkeiten zum sozialen Austausch und schaffen so Interkonnektivität zwischen den Wohneinheiten. Die Gestaltung der Brückenverbindungen in den gestapelten Woh- nungen ermöglicht die Nutzung dieser als Verkehrsfläche und die Nutzung der Brüstungen als Pflanzbeete. Mit dem Einsatz von Brücken und der damit verbundenen Überlagerungen von Grünflächen übersteigt die Grundrissflächenzahl den Wert 1,0 (Überbaute Fläche: Grundstücksfläche) Eine gezielte Raummehr- fachnutzung (vgl. Beitrag Fabian Wagner „Zusammenleben im ländlichen Raum“) birgt große Potenziale in der Eindämmung des Verbrauchs von essenzieller Landfläche und schafft Diversität im Inneren des gestapelten Wohnungsbaus. Kollektives Miteinander Der Kollektivgedanke kann durch die Gestaltung von Räumen und Ausstattungen im EFH, welche sich ohne alleinigen Eigen- tumsanspruch in unmittelbarer Nähe auslagern und von einer vertrauten Wohn- und Lebensgemeinschaft teilen lassen, geschaf- fen werden. Bekannte Konzepte, die dieses Gestaltungsprinzip unterstützen, sind die Sharing Community, sowie Einrichtungen wie eine Kinderbetreuung, ein Hobbyraum, Werkstätten und Re- pairshops, Partyräume, sowie Außenanlagen wie Schwimmteiche, Schwimmbäder, Saunen, etc. Gemeinschaftsbereich Dachterrasse Erholung Dachgarten Gemeinschaftsküche Privatbereich gestapelte Wohnungen in den Zwischenebenen Gemeinschaftsbereich Erdgeschoss Sozialräume Werkstätten "Subjektives Wohlbefinden ist an Faktoren geknüpft wie zwischenmenschliche Beziehungen." Paech 31

Familientaugliche Wohnungen statt Einfamilienhäuser Dietfried Gruber Dipl. Ing. (FH) Architekt Ein Vergleich von Einfamilienhäusern auf Einzel- grundstücken mit Wohnungen in Mehrfamilienhäusern, mit derselben Größe und Funktionalität. 33

6,30 5,60 Küche 3,50 8,50 Gard. Diele 16,00 WC/ Du. HWR Bad/ WC Schlafz. Ankleide Zimmer Zimmer , 1 3 8 1 Wohn-Essraum Flur Terrasse Pflanzfläche Grundrissbeispiel eines terrassierten 3-geschossigen Hauses, Wohnungen auf je einer Ebene, seitliche Zugänge mit Außentreppen 16S x 175 15A x 30 16 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 Neben- Raum WC/ Du. HWR Geräte 1.OG Geräte 2.OG Gard. Diele Abst.R. Bad WC Küche Schlafz. Ankleide Wohn-Essraum Flur Zimmer Terrasse Zimmer Pflanzfläche , 0 5 3 1 5 0 8 4 , 2 0 3 , 9 3 2 , 5 1 6 2 , 1. Obergeschoss (Straßenniveau), GR = 234 m2¯ 198 m2¯Wohnfläche einschl. Nebenräume 5 9 8 5 1 , 5 1 6 2 , 5 5 2 5 1 , 5 4 2 3 , 2. Obergeschoss, GR = 186 m2, 155 m2 Wohnfläche Er G 155 m² Wohnfläche + 16S x 175 15A x 30 16 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 17 16 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 123 5 6 1 x S 7 1 7 2 x A 6 1 N i c h t u n t e r k e l l e r t ( oder Tiefgarage ) 16,01 Nebenraum Abst. R. Haustechnik WC/ Du. Gard. Küche HWR Flur Wohn- Essraum Bad/ WC Schlafz. , 0 5 8 1 Ankleide Zimmer Terrasse Zimmer 617,30 m2 Gartenant eil Erdgeschoss, GR = 183 m2, 155 m2¯Wohnfläche + 41 m2¯ Kellerräume 35

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 17S x 165 16A x 265 Nebenraum Bad/WC Bad/WC Nebenraum Diele Diele Zimmer HWR HWR Zimmer i e d e l k n A Schlafz. Zimmer Zimmer i e d e l k n A Schlafz. 1. Obergeschoss, GR = 2 x121 m2 2 x 97 m2 Wohnfläche einschl. Nebenräumen 17S x 165 16A x 265 17 16 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 Abst. R. Nebenraum Nebenraum Abst. R. Diele Küche Gard. WC/ Du. Eingangs- Hof WC/ Du. Diele Gard. Küche Wohn- Essraum Wohn- Essraum Terrasse Gartenanteil Terrasse Gartenanteil Erdgeschoss, GR = 2 x 121 m2 2 x 97 m2 Wohnfläche einschl. Nebenräumen Nebenraum Bad/WC Bad/WC Nebenraum Diele i e d e l k n A Schlafz. Zimmer Zimmer Diele i e d e l k n A Schlafz. 3. Obergeschoss, GR = 2 x 85 m2 2 x 68 m2 Wohnfläche Nebenraum Gard. Gard. Nebenraum WC/ Du. WC/ Du. Küche Diele Wohn- Essraum Eingangs- Hof 2.OG Diele Wohn- Essraum Küche Terrasse Terrasse Pflanzfläche 2. Obergeschoss, GR = 2 x 103 m2 2 x 82 m2 Wohnfläche einschl. Nebenräume Schni durch Eingangshof 5,60 zu Kellergeschoss 0,02 Schnitt durch Erschließungshöfe 37

Zusammenleben im ländlichen Raum Fabian A. Wagner Dipl. Ing. Arch. Mitarbeit Sophia Eun Joo Pfeiffer, Francesco Vasconi, Helena Schenavsky Möglichkeiten des Flächensparens durch verdichteten Wohnungsbau in Deutschland – die Lücke zwischen der 4-Zimmerwohnung und dem Einfamilienhaus muss geschlossen werden. 39

Wohnen Mittels der Erhebung der GWZ (Gebäude- und Wohnungszäh- lung) wird die Struktur des Gebäude- und Wohnungsbestandes durch die Bautätigkeitsstatistiken ermittelt. Ende 2016 gab es 18,8 Millionen Wohngebäude in Deutschland. Dies ist ein Anstieg von 2,6% gegenüber 2011. Wie bereits in der GWZ 2011 festgestellt, ist Deutschland ein Land der Einfamilien- und Zweifamilienhäuser. Auch 2016 sind 83% Prozent der Wohngebäude Häuser mit ein oder zwei Wohnungen. Gebäude mit einer Wohnung haben den stärksten Zuwachs und zwar 3,3%. Vornehmlich wird diese Ge- bäudeart nicht in urbanen Gebieten errichtet.1 Somit muss sich der Ländliche Raum mit dem Anstieg dieses Gebäudetypus und dem einhergehenden Flächenverbrauch auseinandersetzen und Alternativen entwickeln. Wohnungen nach Gebäudegrößen Gebäude mit einer Wohnung x1000 Gebäude mit zwei Wohnungen x1000 12700 12600 12500 12400 12300 12200 12100 12000 12551 +3,3 % 12151 6350 6300 6250 6200 6150 6100 6050 6000 6211 +1,8 % 6102 2011 2016 2011 2016 Gebäude mit drei Wohnungen x1000 Wohnungen insgesamt x1000 21700 21500 21300 21100 20900 20700 20500 20300 21086 +2,3 % 20596 40500 40000 39500 39000 38500 38000 37500 37000 39849 +2,6 % 38849 1 Vgl. Daniel Zimmermann 2018 S. 218, 219 2011 2016 2011 2016 41

Eigentumsverhältnisse des Gebäude- und Wohnungsbestandes Deutschland ist ein Land der Mieter. Lediglich 45% der Wohnun- gen werden von ihren Eigentümern bewohnt. In selbst genutztem Eigentum wohnen in der Regel mehr Personen je Wohnung als in gemieteten Wohneinheiten. Trotz der höheren Belegungsdich- te steht den Bewohnerinnen und Bewohnern von Wohneigentum durchschnittlich mehr Fläche je Person zur Verfügung. Drei Fünf- tel der Eigentümerwohnungen, also vom Eigentümer bewohnte Deutschland Wohnungen, befinden sich in Gebäuden mit nur einer Wohnung, in % ein Fünftel in Gebäuden mit zwei Wohnungen.1 Folgend werden rund 80% der Ein- und Zweifamilienhäuser von ihren Eigentümern bewohnt. Die vorherrschende Belegschaft die- ser Gebäudetypen sind Familien mit Kindern. Deswegen muss vornehmlich eine familiengerechte Alternative zum Einfamilien- haus entwickelt werden. Deutschland in % 100 100 90 90 80 60 56 50 56 44 70 20 Haushaltstypen nach Nutzungsart der Wohnung - und Wohnflächen 2014 Haushaltstypen nach Nutzungsart der Wohnung - und Wohnflächen 2014 Haushalte mit Kinder unter 18 Jahren Haushalte mit Kinder unter 18 Jahren in % in % 100 90 80 70 60 100 90 80 70 60 50 61 80 80 68 61 68 80 70 60 50 100 90 in % 80 100 90 70 80 70 60 60 50 50 40 40 30 20 30 20 10 10 Haushaltstypen nach Nutzungsart der Wohnung und Wohnflächen in % und m2 50 40 40 44 Haushaltstypen nach Nutzungsart der Wohnung - und Wohnflächen 2014 Deutschland Deutschland 30 40 30 39 32 30 40 30 39 32 20 20 20 10 10 20 10 Deutschland Eigentümer - Haushalte Ehepaare in % Eigentümer - Haushalte Mieter - Haushalte Mieter - Haushalte in % Eigentümer - Haushalte Mieter - H aushalte 100 100 10 in m2 20 Ehepaare 120 Lebensge- Eigentümer - Haushalte meinschaften 110 Mieter - H aushalte Haushalte mit Kinder unter 18 Jahren Alleinerziehende Lebensge- meinschaften Alleinerziehende Haushalte ohne Kind in % Haushalte ohne Kind 100 90 80 70 60 60 44 50 40 40 30 20 10 56 60 71 40 29 71 29 90 80 70 60 50 40 30 20 90 80 70 60 50 40 30 20 Ehepaare, Lebensgemeinschaften Alleinerziehendelebende Alleinerziehendelebende 10 10 92,5 80 68 61 43,6 39 32 20 Alleinerziehende Ehepaare, Lebensgemeinschaften Eigentümer - Eigentümer - Eigentümer - Haushalte Haushalte Mieter - Haushalte Mieter - Haushalte Mieter - Haushalte Haushalte Ehepaare Lebensge- meinschaften Wohnung Durchschnittliche Wohnfläche je... Eigentümer - Haushalte Mieter - H aushalte Person 1 Vgl. Daniel Zimmermann 2018 S. 219 in % 100 90 80 70 Haushalte ohne Kind 43 71

Preisentwicklung Die Preise für neu erstellte wie auch bestehende Wohnimmobi- lien stiegen in den vergangenen Jahren beinahe kontinuierlich an. So verzeichnete der Häuserpreisindex insgesamt im Zeitraum von 2010 bis 2017 einen Preisanstieg um 32%, wobei in diesem Zeitraum der Preis für bestehende Immobilien stärker stieg als der für neue Wohnimmobilien. Im Vergleich zu den Häuser- und Baupreisen stiegen die Baulandpreise zwischen 2007 und dem vorläufigen Wert für 2017 mit 54% am kräftigsten an.1 Wohnverhältnisse Am stärksten ausgeprägt war die Eigentümerquote bei Paaren (Ehepaaren und Lebensgemeinschaften) mit und ohne Kind, am schwächsten bei Alleinerziehenden und Alleinlebenden – dies galt unabhängig von der regionalen Untergliederung.2 «Hände weg vom Wedding»: Protest gegen hohe Mieten und Verdrängung, Foto dpa 1 Vgl. Daniel Zimmermann 2018 S. 222 / 2 Vgl. Daniel Zimmermann 2018 S. 227 45

Ausstattungsgrad mit PC und Internet In 90% der privaten Haushalte stand Anfang 2017 mindestens ein PC. Mit mobilen Computern (Laptop / Notebook, Netbook, Tablet) waren Anfang 2007 erst 25% der Haushalte ausgestattet, Anfang 2017 besaßen 79% der Haushalte mobile PC. Der Ausstattungs- grad mit PC wächst mit steigender Zahl der Haushaltsmitglieder. Fünfpersonenhaushalte konnten eine Vollausstattung (100%) mit Computern verzeichnen. In Haushalten mit Haupteinkom- menspersonen in den Altersklassen von 18 bis 44 Jahren lag der Ausstattungsgrad mit PC durchgängig bei 99%. 2017 hatten 91% der Haushalte Anschluss an das Internet. In 96% aller privaten Haushalte konnte Anfang 2017 mobil telefoniert werden. Die Ent- wicklung des Ausstattungsbestandes zeigt deutlich den techno- logischen Wandel in der Telekommunikation. Auf 100 Haushalte kamen Anfang 2007 durchschnittlich 126 Festnetztelefone und 141 Handys. Dieses Verhältnis hat sich Anfang 2017 stark zu- gunsten der Mobilen gewandelt: In 100 Haushalten gab es durch- schnittlich 123 Festnetztelefone und 179 Mobiltelefone.1 Die Ent- wicklung zeigt deutlich, dass sich unsere digitale Kommunikation zunehmend mobilisiert. Internet Nutzung 2017 hatten 90% der Haushalte Internetanschluss. Bei fast allen Haushalten mit Kindern war Vollausstattung erreicht. Im ersten Quartal 2017 waren in Deutschland 84% aller Menschen im In- ternet aktiv. Neben dem Versand und dem Empfang von E-Mails und der Suche im Netz nach Waren oder Dienstleistungen finden zunehmend soziale Aktivitäten online statt, mehr als die Hälfte der Internetnutzer war in sozialen Netzwerken wie Facebook un- terwegs. Junge Menschen nutzten auch häufig Online-Lernmate- rial, und zwar rund ein Viertel der Personen im Alter zwischen 10 und 15 Jahren und ein Drittel der Personen im Alter von 16 bis 24 Jahren. Rund 77% der Personen, die in den letzten zwölf Monaten vor der Erhebung das Internet nutzten, haben in diesem Zeitraum Onlineeinkäufe getätigt. Nahezu alle Internetnutzerinnen und -nutzer zwischen 25 und 44 Jahren (92 %) sowie 78% der 45- bis 60 - Jährigen und 61% der 65 -Jährigen und Älteren kauften online ein.1 Die zunehmende Vernetzung in sozialen Netzwerken sowie der Onlinehandel machen unsere Gesellschaft zunehmend unab- hängiger von ihrem physikalischen Standort. Ausstattungsgrad privater Haushalte mit PC und Internet- anschluss 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 PC insgesamt PC mobil (Laptop/ Notebook ecc.) Internetanschluss PC stationär Internetaktivitäten 2017 Internetaktivitäten 2017 62 651 in 1000 25 000 22 500 20 000 17 500 15 000 12 500 10 000 7500 5000 2500 22 023 20 310 7625 8341 4350 10-15 16-24 25-44 45-64 65 oder älter Insgesamt 1V gl. Daniel Zimmermann 2018 S. 210 47

B. Strategie - Verdichtung Um eine nachhaltige Entwicklung zu erreichen, muss sich der Ressourcenverbrauch verringern. Der Flächen, Energie- und Ma- terialverbrauch muss reduziert werden. Dieses Ziel soll mit Hilfe einer verdichteten Bauweise erreicht werden. Die Verdichtung soll auf zwei Arten erfolgen. B.1. Anpassung der Wohnraumbedürfnisse an soziokulturelle Veränderungen durch Sharing Konventionelle Wohnraumbedürfnisse Die (konventionellen) Qualitäten des Einfamilienhauses bestehen aus psychologischen, sozialen und räumlichen Aspekten: Privat- sphäre, Gestaltungs- und Entscheidungsfreiheit, Nähe zur Natur, Anzahl der Wohnräume, Sicherheit für die Kinder, Arbeitszimmer im Haus und private Außenflächen. Auch Garagenplatz und Stau- raum erscheinen wichtig, ebenso wie das nachbarschaftliche Zu- sammenleben sowie der Status des eigenen Hauses.1 Postkonventionelle Wohnraumbedürfnisse Die postkonventionellen Wohnraumbedürfnisse nehmen die sozi- okulturellen Trends wie Neo-Ökologie, Vernetzung, Individuali- sierung und Sharing Economy auf und setzen diese in räumliche Strukturen um, wobei unter dem Sharing- und Ökolgiegedanken das Zusammenleben und Raumprogramm neu gedacht wird. Die- se aufgeführten Faktoren führen zu einer Postsuburbanisierung. Flächeneinsparung durch Sharing Familien Kommunikation Heizung Wasserversorgung Stromversorgung PKW 1Vgl. Amelie Mayer, Dorothe Gerber, Ulrike Sturm, Peter Schwehr 2013 S.20 49

Raumprogramm eines konventionellen Einfamilienhauses. Dargestellt sind beispielhaft die typischen Größen eines Einfamilienhauses. (Quelle: Immoscout24) Haustechnik / Garage Brennstofflager Heizungsraum Hausanschlussraum Doppelgarage 4-6 m2 4-6 m2 4 m2 35 m2 1 Wohnbereiche Eingang/Windfang Bad WC Kinderzimmer Elternzimmer Wohnzimmer Arbeitszimmer Wohnküche Offene Küchen Vorratsraum Speisekammer Wirtschaftsraum Abstellraum 4 m2 6-10 m2 2-3 m2 10-15 m2 15-17 m2 20-30 m2 8-14 m2 12-14 m2 6-8 m2 2-4 m2 2 m2 6-15 m2 4-6 m2 Flächenbedarf von vier konventionellen Einfamilienhäusern E H C Ü K D A B GARTEN Straße GARTEN Straße GARTEN Straße GARTEN M U A R S S U L H C S N A S U A H R E G A L F F O T S N N E R B G N U Z I E H M U A R S T F A H C S T R I W R E M M A K E S I E P S M U A R L L E T S B A M U A R S T A R R O V G N A G N I E C W R E M M I Z S T I E B R A N R E T L E N E N H O W B D N K I A D N K I 1Vgl. https://www.immobilienscout24.de/bauen/bauplanung/hausplanung/wohnflaeche/raumprogramm.html 2019 51

Mehrwert durch Sharing Durch Teilen von Nutzungen lassen sich bei Mehrfamilienhäu- sern eklatante Flächengewinne erzielen, ohne dabei Wohnraum- qualität zu verlieren. Im Gegenteil – es wird ein Mehrwert durch die Sharingfunktionen erreicht. Mehrwertfunktionen x2 Gästezimmer Abstellraum XL Hobbyraum Dachterrasse Radwerkstatt Waschküche Spielzimmer x4 Co Working Fitness/Sauna Lounge/Kochstudio Heimkino x6 x8 x10 Yoga Kiosk 24/7 Cafe/ Lounge Musik/Theaterraum Concierge Service 53

Flächeneinsparung durch Carsharing Großes Potential im Ländlichen Raum zur Flächeneinsparung hat der PKW. Typischerweise hat ein EFH im Ländlichen Raum zwei Stellplätze, was einer Doppelgarage von ca. 35 m2 entspricht. Würden sich alleine drei Haushalte einen ihrer PKWS teilen, er- gäbe dies bereits eine Einsparung von 35 m2. B.2. Verdichtung des Gebäudebestandes mit Wohnungen in Ein- familienhausqualität, um keine neuen Flächen zu versiegeln Die innerörtliche Verdichtung kann auf verschiedene Weise aus- geführt werden, z.B. in Baulücken, bei Aufstockungen, bei Anbau- ten, bei Garagenausbauten, bei Überbauungen der Infrastruktur, bei Umnutzungen sowie Dachausbauten. Familien PKW Garagen- fläche Baulücke Aufstockung/ Dachausbau Anbau Garagen- überbauung Überbauung Infrastruktur Umnutzung 55

2 1 Luftbild Breitbrunn am Ammersee Foto: Google 57

Mitgliederentwicklung der Kirchen Bis 2060 verlieren die beiden großen Kirchen in Deutschland 48% ihrer Mitglieder. 1 60.000 50.000 40.000 30.000 20.000 10.000 r e d e i l g t i m n e h c r i K - 5% - 15% - 19% - 29% 2000 2005 2010 2015 2020 2025 2030 2035 2040 2045 2050 2055 2060 Demografiebedingte Entwicklung Basisvariante 1 Vgl. Kirchenamt der EKD 2018, Verband der Diözesen Deutschland (2018) , eigene Berechnung 59

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OG 4 und OG 5 Wohnung Typ A Zwei Duplex Wohneinheiten mit Dachterrasse für je vier Personen OG 3 Wohnung Typ B Zwei Wohneinheiten für je fünf Personen Sharingbereich Wohnung A und B Vorratsraum, Speisekammer, Abstellraum, WC, Wirtschaftsraum, Spielzimmer OG 2 Mehrwertsharing Hausgemeinschaft Kochstudio, Lounge, Yoga, Sauna, Fitness, Spielzimmer, Gästezimmer, Dachterrasse, Sanitärbereiche OG 1 Wohnung Typ C Sechs Wohnungen für je vier Personen Sharingbereiche Vorratsraum, Speisekammer, Abstellraum, WC, Wirtschaftsraum, Spielzimmer, Arbeitsküche EG Wohnung Typ D Vier Wohnungen für je fünf Personen Sharingbereiche Vorratsraum, Speisekammer, Abstellraum, WC, Wirtschaftsraum, Spielzimmer Mehrwertsharing für die Hausgemeinschaft und die Dorfgemeinschaft Co-Working, Kiosk, XS Kino, Concierge Service, Waschküche, Fahrradwerkstatt, Abstellraum XL, Hobbyraum, Haustechnik Gärten Innenhof für gemeinschaftliche Gärten und Beete Hof für Veranstaltungen und Feste Parken 14 Stellplätze und 4 Carsharing Plätze auf dem bestehenden Kirchenparkplatz 63

Einfamilienhaus+ Bettina und Benedikt Sunder-Plassmann Architekten Stadtplaner BDA GmbH An den Ballungszentren der Großstädte bilden sich in der Peripherie der Dörfer Einfamilienhaussiedlungen unterschiedlicher Couleur. Sie sind Ausdruck des Wunsches nach dem eigenem Haus im Grünen. 65

Aufstockung auf bestehenden Garagen Bei Zulassung einer Grenzbebauung ist es möglich, die bestehen- den Garagen aufzustocken. Das zweigeschossige hufeisenförmige Haus bildet einen Patio aus und orientiert sich zum Gartenraum hin. Es bietet mit einem Wohnbereich im Erdgeschoss und zwei Schlafzimmern im Obergeschoss Raum für drei bis vier Personen. Aufstockung auf eine Garage 3-4 Personen, zweigeschossig Aufstockung auf eine Garage 3-4 Personen zweigeschossig 5 7 5 , 5 7 5 , 5,71 3,65 5,50 5,50 3,86 5,50 OG EG Wohnturm als erstes Wohnhaus für eine kleine Familie Ein Wohnturm mit einem Minimalgrundriss auf einer Grundflä- che von 4,80 mal 4,80 m im Erdgeschoss und 6,60 mal 5,60 m im Obergeschoss ist als Starter-Haus für ein junges Paar oder eine kleine Familie gedacht. Auch dieses Haus hat einen Wohnbereich und zwei Schlafzimmer. erstes Wohnturm als Wohnhaus für kleine Familie 2-3 Personen, zweigeschossig 0 8 4 , 4,80 EG 7,90 0 8 4 , 0 4 4 , 4,80 EG Wohnhaus für Senioren, 1-2 Personen, Wohnhaus für Senioren 1-2 Personen | barrierefrei barrierefrei, eingeschossig eingeschossig Barrierefreier Pavillon für Senioren Der L-förmige Pavillon ist barrierefrei konzipiert und für Senio- ren gedacht, die statt der zunehmenden Vereinsamung und der Belastung durch Pflege und Unterhalt eines zu groß gewordenen Hauses und Gartens, einen Neuanfang wagen wollen. Sie erhal- ten einen Wohn- und einen Schlafbereich. Das alte große Haus können die Kinder, Enkelkinder oder jüngere Freunde bewohnen. 67 erstes Wohnhaus für eine kleine Familie2-3 Personenzweigeschossig6,605,60OG

Alternative Wohnform zum Doppelhaus Mathias Rathke Dipl.-Des. FH FB Innenarchitektur BDIA Doppelhäuser sind bundesweit die am meisten nachgefragte und realisierte bauliche Wohnform im Umland großer Städte. Neben dem Einfamilienhaus verursacht diese Siedlungsform den größten Verbrauch an Grund und Boden zu Wohnzwecken. 69

Von potenziell 220 qm Netto-Grundfläche, verteilt auf 4 Geschos- se zu je 55 qm, verbleiben daher durchschnittlich 106 qm als Wohnraum gemäß der Definition. Das entspricht 48% der mögli- chen bewohnbaren Fläche. 52 % können demgegenüber lediglich als Nutz- bzw. Verkehrsfläche ausgewiesen werden, die nicht als Wohnraum geeignet ist. C Maximale mögliche Bewohnerzahl Die Bewohnerzahl beschränkt sich in Doppelhaushälften auf max. 4-5 Personen. Dies ist, bedingt durch die geringe Netto Grundflä- che des Schlafgeschosses, meist im OG, wo nur 2 kleinere Kin- derzimmer, Bad und Elternschlafzimmer möglich sind. Ausweich- möglichkeiten in andere Geschosse lässt die Aufteilung nicht zu, da es entweder kein Tageslicht für den Raum gibt oder die Grund- fläche zu klein für ein weiteres Zimmer ist. D Freiflächen und Terrassen Neben den üblichen Terrassen an den schmalen Stirnseiten der Häuser mit ca. 15 qm Grundfläche, verfügen Doppelhäuser in Einzelfällen über Balkone die jedoch, aufgrund geringer zulässi- ger Tiefe, nur eingeschränkt nutzbar sind. Die seitlichen Grund- stücksflächen zwischen den einzelnen Doppelhäusern sind, bedingt durch die Verschattung und die räumliche Enge als Ter- rassen nicht sinnvoll nutzbar. Sie dienen lediglich der Einhaltung der Abstandsflächen zwischen den Gebäuden und haben keinen Mehrwert. In dieser Form tragen sie jedoch maßgeblich zum er- höhten Flächenverbrauch in Doppelhaussiedlungen bei. Seite 2 E Barrierefreiheit und Alterstauglichkeit Doppelhäuser sind grundsätzlich nicht barrierefrei. Bedingt durch die geringe Grundfläche kann die benötigte Wohnfläche nur durch Stapeln mehrerer Geschosse erzielt werden, was wie- derum Treppen voraussetzt. Mangels Aufzugs muss bei Bedarf im Alter das Haus zwangsläufig durch eine barrierefreie Wohnform eingetauscht werden, was i.d.R. zum Verkauf der Immobilie und zum Wegzug führt. F Variabilität im Wohnungsmix – Einliegerwohnung Da es in Doppelhäusern nur einen Eingang und eine innenliegen- de Treppe gibt, können keine Raumteile abgetrennt werden bzw. eine separat zugängliche Einliegerwohnung geschaffen werden. Doppelhäuser können daher nicht von mehreren Parteien be- wohnt werden. Sie sind konzipiert für 1 Familie mit 2-3 Kindern. Wenn die Kinder älter werden und das Haus verlassen, stehen die verbliebenen Raumteile i.d.R. leer. Die Häuser sind dann für die neuen Lebensverhältnisse überdimensioniert und können nicht flexibel an den geänderten Raumbedarf angepasst werden. Für Familien mit mehr als 3 Kindern sind Doppelhäuser ungeeignet, da die notwendige Zimmerzahl und -größe nicht vorhanden sind. G Flexibilität in der Zuordnung der einzelnen Räume Die geringe Grundfläche des Hauses zwingt zur Unterteilung in die Wohnebene im EG und die Schlafebene mit Elternschlafzim- mer, Kinderzimmern und Bad im OG. Eine Verlegung z.B. eines Kinderzimmers in ein anderes Geschoss ist daher nicht möglich. Die Nutzung des Dachspitzes ist nur eingeschränkt möglich. Grundsätzlich ist festzustellen, dass die Grundfläche im OG grös- ser sein müsste als im EG, da sich dort Räume mit großem Flä- chenbedarf befinden: 2 Kinderzimmer, Elternschlafzimmer und Bad. Im EG, auf gleicher Fläche, befinden sich lediglich Küche und Wohnraum. Flexible Raumanordnungen sind mit der Typologie des Doppelhauses nicht zu erzielen. innerhalb des Doppelhauses 8,0 2,5 29,0 8,0 10,0 13,0 13,0 21,5 Kellergeschoss Erdgeschoss Obergeschoss Dachgeschoss Grün angelegte Flächen sind gemäß Definition als Wohnraum an- zurechnen. Weiße Flächen sind Nutz- bzw. Verkehrsfläche, also kein Wohnraum. 71

B Maximal nutzbarer Wohnraum Ziel der Planung ist es, die Grundfläche aller Geschosse maximal als Wohnraum im Sinne der Verordnung zur Berechnung der Wohnfläche und der Baunutzungsverordnung gemäß Definition nutzbar zu machen. Dies führt zu folgenden Festlegungen: Das Dachgeschoss ist mit einem Flachdach versehen, das zur Stra- ßenseite mansardenartig abgeschrägt ist. Dadurch wird die Höhe der Traufansicht optische reduziert, das Gebäude wirkt nicht so hoch. Trotzdem ist das Dachgeschoss ein Vollgeschoss und kann als vollwertiger Wohnraum genutzt werden. 1 Das Kellergeschoss wird als Tiefparterre ausgebildet. D.h., dass die UK Kellerdecke ca. 0,80 m über Straßenniveau hinausragt und mit Fenstern versehen ist, die für ausreichende Belichtung sorgen. Gegenüberliegend wird das Erdreich um ca. 1,30 m ab- getragen und mit raumhohen Fenstern versehen. Somit wird das Tiefparterre zum Vollgeschoss und kann als vollwertiger Wohn- raum genutzt werden. 2 Die Treppe zur Erschließung der einzelnen Geschosse wird zwi- schen 2 Modularhäuser gelegt. Damit kann auf einen der beiden innenliegenden Treppenläufe, wie sonst bei Doppelhaushälften notwendig, verzichtet werden. Die Treppe befindet sich auch nicht mehr in der zu beheizenden Hüllfläche, was energetisch sinnvoll ist. Seite 5 DG OG EG KG + 9,80 m + 1,00 m - 1,30 m DG OG EG KG DG EG KG Doppelhaus, Standard Modularhaus, 4-geschossig Modularhaus, 3-geschossig Maximaler nutzbarer Wohnraum grün dargestellt Büro Kind Kind Wohnen Küche C Maximale mögliche Bewohnerzahl Eine Wohnung für 4 Personen ist im Idealfall auf einem Geschoss mit ca. 75 qm Wohnraum möglich. Bei 4 Geschossen können dem- nach 3 Familien mit je 2 Kindern wohnen, zuzüglich 1 Dachge- schosswohnung für ein Paar. Im gesamten Haus können also 14 Personen auf 4 Geschossen wohnen. Ist in einer Wohnung ein zu- sätzliches Zimmer notwendig, z.B. als Kinderzimmer, Büro oder Gästezimmer, kann in der Planungsphase das obere oder unte- re Geschoss erweitert werden. Hierzu wird das Bad durch eine innenliegende Treppe in gleicher Größe ersetzt. Zwischen zwei nebeneinanderliegende Räume wird ein zusätzliches Duschbad eingebaut, sodass pro Geschoss ein Bad zur Verfügung steht. Der gesamte Wohnraum erstreckt sich dann auf ca. 140 qm. Schlafen Terrasse Obergeschoss Dachgeschoss Terrasse Abst. Wohnen Küche Kind Kind Kind Galerie Eltern Luftraum Wohnraum Erweiterung auf 2 Geschosse Diese Erweiterung kann durch sämtliche Ge- schosse fortgeführt werden und würde bei vol- ler Ausnutzung 11 einzelne Zimmer ermögli- chen. Die Wohnform wäre also auch für sehr große Familien denkbar. Terrasse Terrasse Untergeschoss Obergeschoss Seite 6 73

Tiefparterre / Hochparterre / Obergeschoss Gäste Gäste Hobby Waschküche Abst. EINHEIT 1 EINHEIT 2 EINHEIT 5 EINHEIT 4 EINHEIT 3 Eltern Büro Terrasse EINHEIT 6 Büro Gäste Vielfältige Unterteilungs- und Nutzungsmöglichkeiten D Freiflächen und Terrassen Bei max. 4 Parteien müssen entsprechende Freiflächen bzw. Ter- rassen zur Verfügung stehen. Dies wird auf verschiedene Arten gewährleistet: Tiefparterre Terrasse mit direktem Gartenzugang 20 qm ca. Erdgeschoss Terrasse auf der Doppelgarage 55 qm Obergeschoss 12 qm Terrasse hinter dem außen liegenden Treppenaufgang Dachgeschoss 35 qm Dachterrasse Gesamt 122 qm ca. Da immer 2 Modularhäuser miteinander kombiniert werden, er- geben sich gesamt ca. 200 qm Terrasse. E Flexibilität in der Zuordnung der einzelnen Räume Eine vielfältige Zuordnung der Räume wird durch deren gleichar- tige Zimmergröße gewährleistet. Räume sind somit intern aus- tauschbar. Die individuelle Orientierung der Zimmer nach Himmelsrichtungen ist möglich, aber auch die gewünschte Durch- mischung verschiedener Funktionen machbar, wie z.B. Eltern- schlafzimmer und Kinderzimmern auf verschiedenen Geschos- sen, jeweils mit Bad. Seite 9 F Variabilität im Wohnungsmix – Einliegerwohnung Das Modularhaus ist in vielfältiger Weise flexibel nutz- und er- weiterbar. Jedes Geschoss ist in max. 4 einzelne Einheiten unter- teilbar und separat zu erschließen. Demgemäß können getrennte 1- / 2- / 3- und 4-Raumsituationen pro Geschoss geschaffen wer- den. Das bietet die Möglichkeit, bei Bedarf zusätzlich zu einem vollständigen Geschoss einzelne Räume für Büro oder Gäste auf einer weiteren Geschossebene zu schaffen bzw. zu erwerben. Es können gemeinschaftliche Räume wie Waschküche, Abstell-, Ho- bby- und Partyräume problemlos zur Verfügung gestellt werden. G Barrierefreiheit und Alterstauglichkeit Mittels einer Rampe seitlich am Haus, die vom Straßenraum zu den Pkw-Stellplätzen und dem abgesenkten Tiefparterre führt, wird das untere Geschoss barrierefrei. Somit sind über 1/3 der Wohnräume im 3-geschossigen Modularhaus barrierefrei und, aufgrund seiner flexibel teilbaren Zimmer bzw. deren Erweiter- barkeit, altersgerecht nutzbar. 75 KinderElternWohnenKücheTerrasse OGKinderElternWohnenKücheTerrasse OGGEMEINSAMETREPPETerrasse EGTerrasse EGSeite 8

Ohne Grund Roger Mandl Dipl. Ing. Innenarchitekt BDIA Täglich wird in Deutschland durch Zersiedlung und Ver- siegelung freie Landschaft in der Größe von etwa 17 Fuß- ballfeldern verbaut. Eine fatale Entwicklung. Und für uns der Impuls, ein Konzept zu entwickeln, das durch Überbauung die bereits versiegelten Flächen unwirtlicher Garagenhöfen nutzt – mit Mehrwert für die Landschaft, die Menschen und die Quartiere. 77

Landsberg am Lech Deutlich ist im Lechbogen die historische Altstadt mit ihrer hochverdichteten Bebauung zu erkennen. Östlich davon sind die Erweiterungen der Quartiere zu erkennen. Rot markiert sind die Garagenhöfe der Wohnviertel aus den 60er- und 70-er Jahren. 79

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3 Garagen: Einzimmerapartment oder Coworking Space, Nachbarschaftstreff... 4 Garagen: Einzimmerapartment oder Coworking Space, Nachbarschaftstreff... 5 Garagen: 2-Zimmerwohnung 6 Garagen: 3-Zimmerwohnung 8 Garagen: 4-Zimmerwohnung 9 Garagen: 5-Zimmerwohnung 83

Aspekte energetischer Nachhaltigkeit Gudrun Krestel Dipl. Ing. Architektin Familientaugliche Wohnungen in verdichteten Bauformen haben das Potential zur Energie- und Ressourceneinsparung. Damit kommen wir dem Ziel Klimaschutz ein Stück näher. 85

Bestand mit Anbau – Nachverdichtung EFH Bestand 70er Jahre Bestand saniert mit Anbau Bestand saniert mit Anbau + Einzelhaus EFH Bestand 70er Jahre Bestand saniert mit Anbau Bestand saniert mit Anbau + Einzelhaus Verbrauch Heizung + WW in kWh 45500 5480 6565 Verbrauch Heizung + WW lt. Enev je m2 in kWh 244 32 27 Verbrauch Heizung + WW pro Person in kWh 11375 685 656 CO2-Emission in kg 14054 3470 4157 CO2-Emission in kg/Person 3513 433 415 1 4 Anzahl Wohnungen 2 Anzahl Personen 8 Grundfläche in m2 3 10 120 195 254 Grundfläche pro Person in m2 30 24 25 Wohnfläche in m2 285 Wohnfläche pro Person in m2 35,62 170 42,5 330 33 300 250 200 150 100 50 0 35 30 25 20 15 10 5 0 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 300 250 200 150 100 50 0 12000 10000 8000 6000 4000 2000 0 4000 3500 3000 2500 2000 1500 1000 500 0 EFH 70er Jahre: unsaniertes Einfamilienhaus, 2-geschos- sig, ohne Dachausbau, alte Ölheizung Bestand saniert mit Anbau: Altbau saniert, Dach ausge- baut, Anbau auf Garage, Beispiel Beitrag Sunder-Plass- mann Bestand saniert mit Anbau + Einzelhaus: Altbau saniert, Dach ausgebaut, Anbau auf Garage + Turm-/Senioren- wohnen, Beispiel Beitrag Sunder-Plassmann 87

Effizienz Die heutige technische Entwicklung ermöglicht in vielen Fällen den Einsatz von energiesparender Versorgungstechnik. Sonnen- energie, Erdwärmenutzung, Lüftungsanlagen mit Wärmerückge- winnung sind vor allem in Neubauten im Alltag angekommen, umweltverträgliche Batterien und Wärmespeicher müssen dabei noch weiterentwickelt werden. Um den verschwenderischen Umgang mit endlichen Ressourcen zu verringern muss, neben einem bewussten Lebensstil, auch die Entwicklung der Technik weiterhin zukunftssicher vorange- trieben werden um den Bedarf an Heizung und Kühlung für die steigende Weltbevölkerung zu gewährleisten. Überall dort wo die technischen Anlagen im Einklang mit der Umwelt stehen, wo Pri- märressourcen geschont werden und Herstellungskosten sowie Wartungsaufwand gering sind, tragen sie zur Energieeinsparung bei. Langlebigkeit sollte auch bei technischen Anlagen angestrebt werden, damit nicht die Energie für Herstellung und Entsorgung unnötig verbraucht wird. High-Tech soll da intelligent eingesetzt werden, wo sie sinnvoll und ausgereift ist. Sinnvoll ist, was nachhaltig dem Leben dient. In anderen Fällen können bewährte einfache Low-Tech-Lösun- gen nachhaltiger sein als hochtechnisierte Häuser mit hohem Wartungsaufwand und geringer Lebensdauer. Regenerative Ener- gieerzeugung vor Ort, Speicherung für den Eigenverbrauch ver- hindern die massiven Energieverluste beim Transport. Nachwach- sende Brennstoffe, die Nutzung von solarer Energie, Wind- und Wasserkraft reduzieren den Einsatz fossiler Brennstoffe. Gebäude in verdichteter Bauweise errichtet und in sich kompakte Baukörper verbrauchen weniger Energie als einzeln stehende Ge- bäude. Die gemeinsame Nutzung von Heizungsanlagen, der Ein- satz von Nah- und Fernwärme auf Basis von regenerativen Brenn- stoffen schont die Umwelt und den Geldbeutel. Dieses Wissen, das es bereits in alten Zeiten gab, sollten wir wieder mehr anwenden. Konsistenz und Lebenszyklus Beim Thema Energieeinsparung in Gebäuden geht, wird meis- tens nur an die Energie zur Bereitstellung von Wärme und Kälte und den Stromverbrauch während der Nutzungsphase gedacht. Bisher wurde nur sehr wenig Augenmerk auf die graue Energie gerichtet. Über die gesamte Lebensdauer betrachtet, erfordert ein Gebäude jedoch den Einsatz unterschiedlicher Energie- und Ma- terialströme. Graue Energie Die Energie für die Rohstoffgewinnung, die Herstellung von Bau- stoffen, für Verpackung, Transport und Einbau muss bereits vor Beginn der Nutzung aufgewendet werden. Während der Nut- zungsphase wird, neben der Heizenergie, Energie für Instandhal- tung und Sanierung benötigt und am Ende kostet der Abbruch von Gebäuden und die Entsorgung wiederum Energie. Auf Bauaktivitäten entfallen laut Bundesstiftung Baukultur 60% des weltweiten Materialverbrauchs, 50% des Abfallaufkommens und 35% des Energieverbrauchs und der Emissionen. Steigende Bautätigkeit bedeutet auch erhöhten Rohstoffbedarf. Doch schon heute schon besteht eine weltweite Verknappung von Rohstoffen wie Kupfer, Sand oder Kies. Recycling statt Downcycling Dies zeigt wie wichtig es ist auch in der Bauwirtschaft den Kreis- laufgedanken zu etablieren, der die „lineare Ökonomie der Ver- schwendung“ (Jan Jongart, Rotterdam) durch das Prinzip der Wie- derverwertbarkeit ersetzt. Dass das ein Thema von zunehmender Bedeutung ist, nicht nur für die Bauwirtschaft, zeigt z.B. auch das Cradle-to-Cradle Prinzip von Prof. Michael Braungart, bei dem die Produkte nach dem Prinzip einer potentiell unendlichen Kreis- laufwirtschaft konzipiert werden. Auch Prof. Werner Sobek hat bereits in den 1990er Jahren das „Triple-Zero-Konzept“ definiert. Dabei sollte jedes Gebäude so ge- plant und gebaut sein, dass 1. für seine Errichtung, Betrieb und Demontage keine fossil-ba- sierten Energien benötigt werden („Null fossil-basierte Energie“) 2. keine schädlichen Emissionen abgegeben werden („Null Emis- sionen“) 3. es vollkommen recycelbar ist („Null Rückstände“) Muck Petzet hat im deutschen Beitrag auf der Biennale 2012 in Venedig mit dem Motto „Reduce, Reuse, Recyle“ darauf hinge- wiesen, im vorhandenen Bestand neben den kulturellen, sozia- len, wirtschaftlichen und architektonischen Ressourcen auch die Ressourcen an Baumaterial zu erkennen und weiterzuentwickeln. Ziel muss es sein, bestehende Materialien wiederzuverwerten, statt „Downcycling“ echte Kreisläufe anzustreben. Durch die Wei- ternutzung von Baumaterialien als Sekundärrohstoffe nach Ab- riss eines Hauses, kann der Verbrauch von nicht erneuerbaren Primärrohstoffen reduziert werden. „Urban Mining“ betrachtet Städte und Siedlungen als Rohstoffminen, in denen wertvolle Res- sourcen über unterschiedlich lange Zeiträume gebunden sind, im Anschluss aber wieder frei und nutzbar werden. Alte Gebäude sollten nicht als Wegwerfprodukte betrachtet werden, sondern als wichtiges Wertstofflager für wiederverwertbare Materialien, die z.B. über einen lokalen Baustoffhandel oder Bauteilbörsen wieder in den Stoffkreislauf integriert werden können. Damit kann ein Teil der Entsorgungs- und Herstellungsenergie eingespart werden. Langlebigkeit Das Weiterbauen und die Wiederverwendung der alten Baustof- fe war in der Vergangenheit die Normalität. Um- und Anbauten beziehen die in den Bestandsgebäuden gebundene Energie, die sogenannte graue Energie, mit ein. Mit der Energiemenge die be- nötigt wird um eine Wohnung abzureißen und neu zu bauen, kön- nen drei bis vier Wohnungen umgebaut werden. Ein Haus das nach 30 Jahren bereits wieder abgerissen und durch einen Neubau ersetzt wird, hat langfristig gesehen eine deutlich schlechtere Energiebilanz. Deshalb ist die Langlebigkeit von Häu- sern von so hoher Bedeutung. Familiengerechte Wohnungen, die mit der Möglichkeit flexibler Grundrisse auf die sich wandelnden Bedürfnisse der Bewohner reagieren und eine hohe Vielfalt an Wohn- und Lebensformen ermöglichen, können die Lebensdauer der Gebäude deutlich verlängern. Bei Neubauten sollte man be- reits bei der Planung und in der Bauphase an die Umweltverträg- lichkeit, Langlebigkeit, den Rückbau und die Wiederverwendbar- keit der Materialien denken. Ziel sollte eine möglichst umfassende geschlossene Kreislaufwirtschaft sein. Viele Baustoffe des letzten Jahrhunderts sind als umwelt- und gesundheitsgefährdend ein- gestuft. Durch eine bewusste Auswahl der Baumaterialien, durch eine traditionelle einfache Bauweisen mit Materialien aus der nä- heren Umgebung, durch sparsame Verwendung von Material und 89

Nebenräume für jede Wohnung in Mehrfamilienhäusern Franz Kargl Dipl. Ing. Arch. Mehrfamilienhaus mit konditioniertem Innenhof. Die Lücke zwischen 4-Zimmer-Wohnung und Einfamilienhaus -- familienattraktive Wohnungen in mehrgeschossigen Anlagen im Stadtumland. 91

Zusätzliche Vorteile im mehrgeschossigen Fassadengestaltung Wohnungsbau mit Innenhof Voraussetzungen für variable Grundrisse können durch bewuss- tes Anlegen der Trag- und Trennwände geschaffen werden. So kann beispielsweise eine sehr große Wohnung neben einer klei- nen Wohnung (vgl. Einliegerwohnung) angeordnet werden. Au- ßerdem können durch den Einbau von Schalträumen die Woh- nungsgrößen benachbarter Wohnungen problemlos um einen Raum erweitert bzw. verkleinert werden. Mit der Integration der Innenhöfe können nach dorthin ausgerichtete zusätzliche Räume mit Aufenthaltsqualität geschaffen und benachbarte Wohnungen bei Bedarf zusammengelegt werden. Im Erdgeschoss besteht unter anderem die Möglichkeit, aus der Wohnung ausgelagerte, zusätzliche Gewerberäume zu schaffen oder andere Nutzungen zu verwirklichen. Im Dachgeschoss untergebrachte Gemeinschaftsräume sind ein Angebot an alle Bewohner, sich dort zu treffen und die Rundum- sicht zu genießen. Die kompakte Gebäudeform verursacht vor al- lem deutlich geringere Herstellkosten. Ebenso kommt ein solches Gebäude mit wesentlich niedrigeren Baunutzungskosten aus. Durch die lange Nutzungsdauer können die Baunutzungskosten das 2 bis 3-fache der Anfangsinvestition ausmachen. Beides sind wichtige Faktoren, die die Nachhaltigkeit von Gebäuden sicher- stellen können. Durch die Beteiligung weiterer Fachkräfte, wie Architekten, Ingenieure, Energieberater, Baubiologen, Lichtpla- ner und Akustiker, wird eine höhere Gestaltungs und Bauqualität erreicht, die mit größerer Behaglichkeit und mehr Wohlbefinden für die Bewohner einhergeht. Innenhofgestaltung Der durch Sonneneinstrahlung über das Glasdach leicht tempe- rierte Innenhof trägt durch geeignete Bepflanzung zur natürli- chen Feucht und Klimaregelung im Wohngebäude bei. Eine kon- trollierte Durchlüftung unter Berücksichtigung der natürlichen Thermik kann mit wenig Aufwand durch Wärmerückgewinnung ein gesundes Klima entwickeln. Mit entsprechender Dachgestal- tung (Material, Ausrichtung, Neigung) des Innenhofes kann die- ser durch die Speicherfähigkeit des Mauerwerks sogar zu einer Wärmefalle bzw. einer zusätzlichen Wärmequelle werden. Verschieden breite und tiefe Balkone in geschwungener und dynamischer Form lassen den Baukörper lebendig erscheinen. Balkontaugliche Bepflanzungen verstärken diesen Eindruck und tragen zusätzlich zum sommerlichen Wärmeschutz und zu einer begrenzten Erwärmung der Räume bei. Der hohe Anteil der Bio- masse an der Fassade verbessert nicht nur das Klima im Gebäude, sondern er leistet auch einen positiven Beitrag zur Verbesserung der Luftqualität im benachbarten Umfeld. Schlussfolgerung Der Gebäudetyp Mehrfamilienhaus mit konditioniertem Innenhof könnte einen wichtigen Beitrag zu einem kostengünstigen und klimaneutralen Baubestand für den Bedarf von Familien leisten. Die Schaffung von hochwertigen, zukunftsfähigen und kosten- günstigen Wohnungen erzeugt eine hohe Nutzerzufriedenheit. Ein klimaneutraler Baubestand schlägt sich auch in der persönli- chen CO2Bilanz der Bewohner nieder. 93