„Alte und neue Architektur“ diesmal im Blauen Land. Ein etwas sperriger Titel für die sehr erfolgreiche Ausstellungsreihe des Wessobrunner Kreises. Wie kann man besser Architektur verstehen als durch Bilder vertrauter Beispiele vor Ort. Die Kuratoren des Wessobrunner Kreises versuchen Baugeschichte sichtbar zu machen in einem kulturell und landschaftlich definierten Bereich zwischen Ko- chel und Staffelsee, Jochberg und Hörndlegruppe. So erfahren wir wie sich eine Bauepoche aus der anderen ent- wickelt, dargestellt an den baukünstlerisch besten Objekten, die gefunden werden konnten. Keine leichte und auch kleine Auswahl, die uns aber lehrt Qualität zu unterscheiden. Das ist ein wichtiger Aspekt, den der Wessobrunner Kreis schon seit 1998 verfolgt durch Ausstellungen, Vorträge, Podi- umsdiskussionen, Exkursionen, Seminaren.... Eckart Lüps Vorsitzender des Wessobrunner Kreises Mit der neuen Ausstellung über Murnau und Umgebung, dem allseits geschätzten Blauen Land, folgt der zweite Schritt einer Ausstellungsreihe im Wirkungsbereich des Wessobrunner Krei- ses. Die Initiative zu der gleichlautenden Auftaktausstellung 2013 in Münsing ging von Mechthild Schoenberger aus. Sie hat das Ausstellungsformat entwickelt, das zum Ziel hat, der Bevöl- kerung einer kleinen Region Beispiele örtlicher Architektur mit empfehlenswerter Qualität bekannt zu machen. Das Gebiet unserer Auswahl in der Umgebung Murnaus reicht vom äußersten Rand des Voralpenlandes im Süden bis zur B472 im Norden, von Kochel im Osten bis Bad Kohlgrub im Westen. Wir zeigen eine Auswahl von Objekten der Themen: INSTANDSETZUNGEN, AN- UND UMBAUTEN und NEUBAUTEN. Die Hochwertigkeit des ÖFFENTLICHEN RAUMS, der Fußgän- gerzone im Ober- und Untermarkt Murnaus präsentieren wir in einem Video. Die Besonderheit der Architektur im Blauen Land ist ihr zurück- haltender Charakter und der Bezug zum Landschaftspanorama. Sie ist geprägt durch die beiden Pole der ländlich-bäuerlichen Tradition sowie der stark bürgerlichen Einflüsse, die sich in den letzten 150 Jahren gerade in und um Murnau etabliert haben. Folglich findet der Besucher dieser Ausstellung weniger das Spektakuläre der viel publizierten medienwirksamen und bild- orientierten zeitgenössischen Architektur, sondern mehr das Selbstverständliche und sich Einfügende. Dem entspricht das handwerkliche Qualitätsbewusstsein, welches sich besonders in der hohen Anzahl von sorgsam instandgesetzten Altbauten wiederspiegelt, aber auch in vielen Beispielen einer neuen In- terpretation und Verwendung von traditionellen Baumateriali- en wie Holz zum Ausdruck kommt. Die Bandbreite der unter- schiedlichen architektonischen Richtungen nebeneinander zu zeigen ist uns dabei immer ein Anliegen. Bei der Auswahl hat die Jury mit Bedacht auf Kriterien wie saubere Details, klare Baukörper und klischeefreie Gestaltung ohne Kompromisse geachtet. Gleichwohl ist uns bewusst, dass wir nicht alle Objekte gefunden haben, die es wert wären ge- zeigt zu werden, da die Qualität sehr oft im Vorborgenen liegt. Das Kuratorenteam Dietfried Gruber, Christiane Lottmann, Philipp Rehm 8 9